Viele Wege führen nach Rom. - Mein Weg führte mich in ein Klassenzimmer.

Einen dieser Momente erlebte ich, als ein Mädchen aus der siebten Klasse in einer Pause auf mich zukam. Sie war ein wenig schüchtern, hatte mit den Jungs in ihrer Klasse nicht viel am Hut, und suchte bei mir Rat. Mit leuchtenden Augen erzählte sie mir, dass sie endlich jemanden gefunden hätte, der sie versteht. Er sei nett, witzig und immer für sie da – der Haken? Er war 35 Jahre alt und lebte weit weg. Natürlich war ich alarmiert, aber es war auch eine Situation, die mir schmerzlich vor Augen führte, wie naiv und ungeschützt viele unserer Kinder im Netz unterwegs sind.

Dieser Moment war ein Weckruf für mich. Ich wusste, dass ich etwas tun musste, um diesen jungen Menschen die nötigen Werkzeuge in die Hand zu geben, um sich sicher und bewusst in der digitalen Welt zu bewegen. Es war klar, dass Medienkompetenz, Medienethik und Medienrecht in den Lehrplänen viel zu kurz kommen – und genau da wollte ich ansetzen.

Doch mit der Zeit wurde mir klar: Präventive Aufklärung alleine reicht nicht aus. Es gibt Dinge, die wir nicht verhindern können – selbst sorgsam behütete Kinder geraten in Situationen, die wir nicht kontrollieren können. Diese Erkenntnis motivierte mich, mich zusätzlich im Bereich Resilienz weiterzubilden. Wir können unsere Kinder nicht vor allem schützen, sie nicht ständig überwachen oder ihnen alles verbieten, was uns riskant erscheint. Stattdessen müssen wir sie dazu befähigen, auch in unerwarteten und belastenden Momenten stark zu bleiben und selbstbewusst zu reagieren. In den Jahren im Klassenzimmer und später als Mutter erkannte ich, dass das die Grundlage ist, um Kindern und Jugendlichen dauerhaft Sicherheit zu geben.

So entstand Ethiklabs, aus dem tiefen Bedürfnis heraus, eine Lücke zu schließen, die ich als Lehrerin und Juristin nur zu gut kannte. Ethiklabs soll jungen Menschen die Möglichkeit geben, nicht nur die Technologie zu verstehen, die sie umgibt, sondern sie auch verantwortungsvoll zu nutzen. Es geht darum, sie zu befähigen, die Risiken zu erkennen, ihre Rechte zu kennen und sich bewusst und sicher im Netz zu bewegen. Ethiklabs vereint meine Leidenschaft für Aufklärung, Prävention und Resilienz, um nicht nur präventiv, sondern auch situativ für Kinder und Jugendliche, aber auch für Eltern, Erzieher*Innen und Lehrer*Innen da zu sein – ihnen die Handlungsstrategien zu vermitteln, die sie für eine sichere digitale Zukunft brauchen.

Heute, als Mutter von zwei kleinen Kindern, ist mir diese Mission noch wichtiger geworden. Ich sehe, wie früh die digitalen Einflüsse beginnen, und wie bedeutend es ist, von Anfang an einen reflektierten und bewussten Umgang mit diesen Themen zu fördern. Ethiklabs ist mein Weg, Wissen zu teilen und junge Menschen zu stärken – damit sie die digitalen Werkzeuge nicht nur nutzen, sondern auch verstehen und verantwortungsvoll einsetzen können.

Ich freue mich darauf, gemeinsam mit Ihnen und Euch, liebe Lehrerinnen und Lehrer, liebe Eltern und liebe Kinder, diesen Weg zu gehen – für eine Zukunft, die nicht nur digital, sondern auch sicher und verantwortungsvoll ist!

- Mag. iur. Sarah Harms, LL.M. Köln

Manchmal führt das Leben uns auf Wege, die wir nie geplant haben, und genau so war es bei mir. Nach meinem Jurastudium in Deutschland und Österreich befand ich mich mitten in meinem Masterstudium im Bereich Medienrecht als eine befreundete Lehrerin mich auf den Lehrermangel an ihrer Schule hinwies. Sie fragte mich, ob ich nicht Lust hätte einzuspringen und während meines Studiums ein paar Stunden als Lehrerin für Wirtschaft. Philosophie und Englisch zu arbeiten. Die Skepsis war groß, schließlich hatte ich mit Unterrichten und dem Schulalltag bisher nichts zu tun gehabt und kannte nur die Welt der Paragraphen. Trotzdem war ich neugierig und irgendetwas in mir sagte, dass ich es versuchen sollte.

Diese „paar“ Vertretungsstunden wurden zu vier Jahren im Klassenzimmer. Vier Jahre, in denen ich viel mehr lernte, als ich jemals erwartet hätte – vor allem über Geduld, Kreativität und die manchmal unvermeidliche Kunst, Schüler für ein Thema zu begeistern, selbst wenn ihr Interesse eher in den Untiefen der sozialen Medien vergraben liegt. Lehrer wissen, wovon ich spreche: Es gibt diese Momente, in denen man alles gibt, um die Klasse zu erreichen, und dann doch nur leere Blicke erntet. Aber dann gibt es auch die anderen Momente, die einen fesseln und nicht mehr loslassen.